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Gendern & SEO: Funktioniert das?

Ärzte, Lehrer, Kunden, Schüler: In der deutschen Sprache ist aus Einfachheit und Lesbarkeit das generische Maskulinum Standard – das zeigt sich auch in den Suchmaschinen. Bei Google, Bing & Co. ranken weibliche Bezeichnungen schlechter als männliche.

Sind Managerinnen, Sportlerinnen oder Influencerinnen deshalb aus SEO-Sicht Tabu? Oder verzichten sie zugunsten ihrer Geschlechtsidentität auf Traffic und Rankings?

Gendersensible Sprache – Worum geht es eigentlich?

Debatten zu gendergerechter Sprache in sozialen Netzwerken werden häufig mit diesen und ähnlichen Kommentaren abgeblockt:

  • “Man kann sich auch über alles aufregen.”
  • “Wir haben größere Probleme. Müssen wir ernsthaft darüber diskutieren, dass Frauen sich nicht angesprochen fühlen?”
  • “Gendern macht Texte unnötig kompliziert und unlesbar.”

Solche Aussagen verfehlen jedoch den Kern der Thematik. Stattdessen sollte folgender Aspekt im Fokus stehen:

Sprache spiegelt das Denken unserer Gesellschaft wider, Sprache schafft unsere Realität. Sprache prägt unsere Wahrnehmung.

Studien haben belegt, dass Kinder im Grundschulalter das generische Maskulinum nicht begreifen und sich demnach häufig männliche Vertreter vorstellen. Schon hier legen wir also durch unsere Sprache den Grundstein dafür, dass Frauen aus dem Radar fallen.

Gendergerechte Sprache hingegen sorgt dafür, unser Bestreben nach Gleichberechtigung sowohl in den gesellschaftlichen Strukturen als auch in unserem Denken zu verankern: Frauen dürfen nicht nur mitgemeint sein, sondern müssen explizit angesprochen werden.

SEO & Gendern: Ist Google frauenfeindlich?

Gendern & SEO scheint nicht vereinbar.

Denn deutschsprachige Websites von Frauen ranken schlechter als die von Männern. Und verwenden Marketer*innen ausschließlich weibliche Bezeichnungen statt des generischen Maskulinums in ihren Texten, stehen sie ebenso schlecht da.

Warum?

Vielen Frauen nutzen auf ihrer Website die weibliche Berufsbezeichnung und auch zunehmend mehr Unternehmen arbeiten mit gendergerechter Sprache in ihren Magazinen, Blogs und Ratgebern.

Die meisten Suchmaschinen-Nutzer*innen suchen jedoch automatisch nach der männlichen Bezeichnung.

Das zeigt sich in der Anzahl der Suchergebnisse: Für die weiblichen Berufsbezeichnungen werden in der Regel deutlich weniger Seiten geliefert als für die männliche. 

Folgendes Beispiel zeigt, wie unterschiedlich Google mit den Geschlechtern arbeitet: Während für den Begriff “Texterin” knapp 500.000 Ergebnisse angezeigt werden, erhalten Nutzer*innen für den Begriff “Texter” fast 19 Millionen Suchergebnisse.

Quelle: Eigener Screenshot der Google-Suche
Quelle: Eigener Screenshot der Google-Suche

Was bedeutet das?

Google ist nicht per se frauenfeindlich.

Die Suchmaschine spielt plump das aus, was gesucht wurde – da Nutzer*innen vorrangig das generische Maskulinum verwenden, ist der Google Algorithmus entsprechend darauf angepasst.

Geben Nutzer*innen hingegen die weibliche Bezeichnung ein, werden nach Googles Logik – weil es die Logik unserer Gesellschaft ist – explizit Frauen angesprochen. Demnach liefert die Suchmaschine auch zuerst Seiten, die den weiblichen Begriff beinhalten.

Die Problematik besteht also auf Seite der Suchenden, die Suchmaschinen nicht gendergerecht verwenden. Das zeigt sich auch beim Ausspielen der Anzeigen in obigem Beispiel: Für den Begriff “Texter” werden vier Anzeigen ausgespielt, für die Bezeichnung “Texterin” gibt es keine einzige Anzeige.

Es ließe sich allerdings sagen: Google ist nicht anti-diskriminierend.

Die Suchmaschine tut derzeit nichts, um gendergerechte Sprache zu fördern. Das zeigt auch der Umgang Googles mit verschiedenen Möglichkeiten der gendersensiblen Schriftsprache.

Wie geht Google mit gendergerechter Sprache um?

So interpretiert Google die Varianten gendergerechter Schriftsprache:

  • Gendersternchen (Elektriker*in):

In Google Suggest ersetzt Google das Gendersternchen mit einem Leerzeichen und deutet die Begriffe als zwei, also “Elektriker” und “in”.

Quelle: Eigener Screenshot der Google-Suche

Bei der Auslieferung der Ergebnisse überliest Google den Stern und liefert Ergebnisse für “Elektriker”. Ein kleiner Hoffnungsschimmer: “Lehrer*in”.

Quelle: Eigener Screenshot der Google-Suche
Quelle: Eigener Screenshot der Google-Suche
  • Unterstrich (Elektriker_in):

Beim Unterstrich ist Google nicht ganz sicher, wie damit umgegangen werden soll. In den meisten Fällen interpretiert es den Begriff als rein weibliche Form, seltener als zwei Begriffe.

Quelle: Eigener Screenshot der Google-Suche
Quelle: Eigener Screenshot der Google-Suche
  • Binnen-I (ElektrikerIn):

Da Groß- und Kleinschreibung für Suchmaschinen irrelevant ist, erkennt Google hier lediglich die weibliche Schreibweise – demnach liefert es explizit Suchergebnisse, die die weibliche Form beinhalten.

Quelle: Eigener Screenshot der Google-Suche
  • Paarform (Elektrikerin und Elektriker):

Auch mit der Paarform scheint die Suchmaschine nicht einheitlich umgehen zu können. Bei einigen Begriffen liefert Google zumindest Erklärungen zum jeweiligen Berufsbild und arbeitet dabei mit beiden Formen. Bei anderen Berufsbezeichnungen wiederum “korrigiert” die Suchmaschine automatisch in die männliche Form.

Quelle: Eigener Screenshot der Google-Suche
Quelle: Eigener Screenshot der Google-Suche
  • Abkürzung (d/w/m):

Die Abkürzung interpretiert Google bei unseren Stichproben ausschließlich als Frage nach offenen Jobs – was wahrscheinlich daran liegt, dass eben jene Abkürzung meist lediglich in Stellenangeboten zu finden ist. Wer die Abkürzung übrigens in der Google-Suche umdreht, erhält wiederum keine passenden Ergebnisse.

Quelle: Eigener Screenshot der Google-Suche
Quelle: Eigener Screenshot der Google-Suche

Gendersensibles SEO: Was sollen wir tun?

Deutlich wird also, dass Google keine einzige Form der gendersensiblen Sprache richtig interpretieren und passende Ergebnisse liefern kann.

Was also tun?

Unser Tipp:

Überlege dir mit deinen Kolleg*innen eine einheitliche Schreibweise für die gesamte interne und externe Unternehmenskommunikation – unabhängig davon, wie Google damit umgeht. Stell’ die Nutzer*innen in den Fokus und schreib’ in erster Linie für das Publikum, das du erreichen willst.

Möchtest du dabei Google, Bing & Co. mitdenken, gibt es Möglichkeiten, mit denen du das Gendern umschiffen kannst. De facto müssen Unternehmen nicht immer auf Gendersternchen, Bindestrich oder Binnen-I zugreifen, sondern können auch genderneutrale Elemente verwenden:

  1. Nutze geschlechtsneutrale Begriffe, etwa “Kundschaft”, “Mitarbeitende” oder “Lehrkörper”. Mit geschlechtsneutralen Begriffen kannst du zudem deine Leistung statt deiner Geschlechtsidentität in den Fokus stellen– beispielsweise durch “Webdesign” oder “Content-Erstellung” statt “Webdesignerin” und “Texterin”.
  2. Arbeite mit Relativsätzen, beispielsweise “Alle, die sich für das Webinar angemeldet haben…” oder “Wer sich für das Webinar anmeldet, erhält das Whitepaper.” Auf diese Weise vermeidest du jeglichen Fokus auf geschlechterspezifische Anreden, der beispielsweise bei Formulierungen wie “Jeder, die*der…” auftritt.
  3. Ziehe das Wörterbuch von geschicktgendern.de zurate! In diesem Online-Wörterbuch findest du genderneutrale Alternativen zu zahlreichen Wörtern, auch zu zusammengesetzten Begriffen wie “Anfängerkurs” (Einstiegskurs) oder “Kontoinhaber” (Konto inhabende Person).

Nutzt du genderneutrale Begriffe, unterstützt du zudem nicht-binäre Personen. Nicht-binär meint Personen, die sich nicht innerhalb der geschlechterbinären Norm befinden. Es kann sich um Personen handeln, die sich

  • als genderneutral identifizieren,
  • sowohl als weiblich als auch als männlich identifizieren,
  • je nach Zeitraum und Situation zwischen Geschlechteridentifizierung wechseln.

Viele nicht-binäre Personen fühlen sich also weder durch die männliche noch durch die weibliche Bezeichnung angesprochen. Genderneutrale Begriffe bieten also die Möglichkeit, alle Geschlechter anzusprechen.

Gendern & SEO kann funktionieren!

“Ohne Diskriminierung zu benennen, ist es nicht möglich, gemeinsam auf eine diskriminierungsfreie Gesellschaft hinzuarbeiten.”

Wichtig ist, dass du und deine Mitarbeitenden sich daran gewöhnen, gendergerechte Sprache zu verwenden, damit sie zum Standard wird.  

Natürlich ist es eine Umstellung, zukünftig gendersensible Sprache zu nutzen – sowohl für Menschen als auch für Suchmaschinen.

Dass es jedoch für viele als gewöhnungsbedürftig und möglicherweise sogar unangenehm wahrgenommen wird, sorgt dafür, dass wir darüber sprechen. Und je mehr wir darüber sprechen, desto mehr arbeiten wir auf eine gleichberechtigte Sprache hin.

Ist uns nämlich die Umstellung auf Gendersternchen, Bindestrich oder doppelte Bezeichnung auf Dauer zu komplex, beginnen wir, genderneutrale Varianten zu entwickeln.

Auf diese Weise können wir langfristig alle Geschlechter gleichermaßen ansprechen und im besten Fall die Geschlechtertrennung in unserer Sprache abschaffen.

Ändern wir zudem unsere Sprache, können wir auch den Suchmaschinen gendersensibles SEO beibringen.

Quellen

https://t3n.de/news/google-algorithmus-deutsche-hat-1175032/

https://verdino.com/blog/gendern-im-web-texte-fur-jeden/

https://onlinemarketing.de/seo/gender-bias-google-wie-gut-rankt-zahnaerztin-fuer-zahnarzt

https://www.danobis.de/seo-gendern-gendergerechte-sprache/

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