Barrierefreiheit ist mehr als nur Rampen und Aufzüge – sie erstreckt sich auch in die virtuelle Welt. Auch auf Plattformen wie Instagram stoßen Menschen mit Behinderungen auf Hindernisse. Instagram hat reagiert und Funktionen eingeführt, um die Nutzung für alle zugänglicher zu machen.
Diese Maßnahmen sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber als Content Creator*innen tragen wir zusätzlich dazu bei, unsere Inhalte barrierefreier zu gestalten. In diesem Leitfaden für mehr Teilhabe auf Social Media zeigen wir dir, wie das geht.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze:
- Barrierefreiheit auf Instagram fördert soziale Teilhabe. Millionen Menschen in Deutschland leben mit Hör- und Sehbeeinträchtigungen, weshalb auch digitale Inhalte für alle zugänglich gestaltet werden müssen.
- Instagram selbst hat mittlerweile auch einige Funktionen, um Barrieren auf der App abzubauen, wie bspw. einen Nachtmodus oder automatische Alternativtexte.
- Auf Social-Media-Apps wie Instagram lauern einige Barrieren, die nicht immer direkt offensichtlich erscheinen. Eine gute Ton- und Bildqualität, Vermeidung komplexer Sprache oder auch Untertiteln hilft nicht nur Menschen mit, sondern auch ohne Behinderungen.
- Du kannst deine Inhalte barrierefrei gestalten, indem du u. a. Alt-Texte und Untertitel verwendest, einfache Sprache benutzt, mit Emojis und Hashtags sparsam umgehst, entsprechend genderst und auf ausreichend Farbkontraste achtest.
Darum ist Barrierefreiheit auf Instagram wichtig
Allein in Deutschland haben 7,8 Millionen Menschen einen Schwerbehindertenausweis – das ist fast jede*r zehnte Einwohner*in. Die Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe dürfen dabei nicht auf den analogen Bereich begrenzt sein: Es ist wichtig, dass auch digitale Inhalte wie Websites, Softwares, Apps und soziale Medien für alle Menschen ohne Hindernisse gestaltet sind.
Instagram ist die beliebteste Social-Media-Plattform der Deutschen. Indem wir Postings barrierefrei gestalten, öffnen wir die Inhalte für eine breitere Palette von Nutzer*innen – und damit auch potenzieller Kund*innen – und tragen zur Schaffung einer inklusiven digitalen Umgebung bei.
Barrierefreiheit auf Instagram bedeutet mehr als nur physische Zugänglichkeit. Für blinde Nutzer*innen ist die Plattform ohne Bildbeschreibungen praktisch leer, da sie visuelle Inhalte nicht erfassen können. Gehörlose Menschen haben Schwierigkeiten mit Videos ohne Untertitel, was durch deren Integration gelöst werden kann.
Die Integration solcher barrierefreien Maßnahmen fördert die Inklusion und ermöglicht es allen Nutzenden, gleichermaßen an der digitalen Welt teilzuhaben. Diese Schritte schaffen eine gerechtere und zugänglichere Online-Umgebung – übrigens auch für ältere Menschen und User*innen, die temporär oder situativ eingeschränkt sind, z.B. durch einen Unfall oder eine Erkrankung.
Was tut Instagram selbst für die Barrierefreiheit der App?
Instagram hat Schritte für mehr digitale Barrierefreiheit unternommen, indem Bedienhilfen sowohl in der iOS- als auch in der Android-Version integriert wurden. Diese Maßnahmen unterstützen insbesondere Nutzende mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen.
Zu den Funktionen gehören ein Nachtmodus, Optimierungen für Screenreader sowie verbesserte automatische Alternativtexte durch Objekterkennungstechnologie. Diese Technologien ermöglichen es Screenreadern, Bilder präziser zu beschreiben. Zudem können Nutzer*innen eigene Alternativtexte hinzufügen, um die Zugänglichkeit weiter zu verbessern.
Welche Barrieren müssen auf Instagram abgebaut werden?
Auf Instagram möchten Nutzer*innen Beiträge teilen, liken und kommentieren – alle Nutzer*innen. Um das zu erreichen, ist das kommunikative Verständnis für jede*n Grundvoraussetzung. Damit auch seh- und hörbeeinträchtigte User*innen daran aktiv teilhaben können, müssen Inhalte deshalb nicht nur verständlich, sondern auch auffindbar und wahrnehmbar sein.
Eine metaphorische Darstellung für die Hindernisse und Barrieren, die bei Kommunikation auftreten, bietet das Modell der Hildesheimer Treppe. Entwickelt wurde es von den Sprachwissenschaftlerinnen Prof. Dr. Christiane Maaß und Isabel Rink.
Folgende Barrieren des Modells führen auf Instagram für den Ausschluss beeinträchtigter Personen:
- Motorikbarrieren: Blinde Nutzer*innen sind auf Screenreader-optimierte Bilder angewiesen, um Zugang zu den Inhalten zu erhalten.
- Medienbarrieren: Fehlende Untertitel in Videos schließen gehörlose Personen von der Nutzung aus oder erschweren die Interaktion mit audiovisuellen Inhalten.
- Wahrnehmungsbarrieren: Auch eine schlechte Ton- und Bildqualität, wie bspw. nicht auszureichende Farbkontraste, können Inhalte unzugänglich machen.
- Kognitionsbarrieren: Eine übermäßige Nutzung von Hashtags und Emojis kann die Lesbarkeit für Screenreader beeinträchtigen. Das genauso wie zu lange Captions können Nutzer*innengruppen abschrecken.
- Sprach- und Fachsprachbarrieren: Komplexe Sprache und Fachbegriffe können das Verständnis erschweren und zu Überforderung führen.
- Kulturbarrieren: Unterschiedliche soziokulturelle Hintergründe können die Wahrnehmung und Interpretation von Inhalten beeinflussen. Eine einfühlsame Gestaltung ist daher entscheidend.
- Motivationsbarrieren: Ein Mangel an barrierefreien Optionen kann Nutzer*innen desinteressiert lassen. Dagegen können zugängliche Funktionen die Motivation zum Engagement erhöhen.
- Emotionsbarrieren: Klare und verständliche Kommunikation ist wichtig, damit Nutzer*innen sich auch von emotionalen Inhalten nicht überfordert fühlen.
All diese Barrieren gilt es zu überwinden. Du möchtest wissen, wie du damit starten kannst? Hier kommt unsere Checkliste!
Checkliste: So gestaltest du deine Instagram-Beiträge barrierefrei
Barrierefreiheit auf Social Media ist kein Trend – es geht darum, soziale Teilhabe und eine inklusive Umgebung zu schaffen, in der jede*r einfachen Zugang zu deinen Inhalten und die deiner Kund*innen erhalten kann.
Mache deine Instagram-Beiträge also für alle zugänglich, indem du einige einfache, aber wirkungsvolle Schritte befolgst:
Barrierefrei durch Alternativtexte
Auf Instagram sind Alternativtexte, auch bekannt als Alt-Texte, von entscheidender Bedeutung für alle Nutzer*innen. Diese Texte dienen dazu, Bilder und Grafiken präzise zu beschreiben, damit Screenreader sie für blinde und sehbeeinträchtigte Nutzer*innen zugänglich auslesen können.
Es ist wichtig, dass Alt-Texte kurz und präzise sind, um die Navigation durch den Feed zu erleichtern. Denke daran, wie lange du selbst ein Bild auf Instagram betrachtest, während du durch deinen Feed scrollst – die barrierefreie Version sollte beim Vorlesen so kurz wie möglich und so lang wie nötig sein.
Am Ende der Caption ein „B!“ hinzuzufügen, signalisiert Nutzer*innen, dass eine barrierefreie Alternative verfügbar ist. Du kannst einen Alternativtext ganz einfach über die Option „Erweiterte Einstellungen“ hinzufügen, indem du den Alt-Text in das entsprechende Feld eingibst.
Klare Sicht mit Untertiteln
Laut Instagram werden ein Drittel der Videos ohne Ton angeschaut. Deshalb sind automatisch erstellte Untertitel seit 2022 standardmäßig aktiviert. Nutzer*innen müssen die Option manuell deaktivieren, wenn sie keine Untertitel wünschen.
In den Instagram Stories gibt es seit Mai 2021 auch einen Untertitel-Sticker, der automatisch den Text generiert. Zwei Monate später wurde diese Funktion auch für Reels übernommen. Idealerweise sollten Untertitel über zwei Zeilen gehen und ungefähr sieben Sekunden lang angezeigt werden, um eine optimale Lesbarkeit und Verständlichkeit zu gewährleisten.
Da sich bei automatisch erstellten Untertiteln jedoch immer mal wieder Fehler einschleichen sowie Namen o. Ä. auch falsch ausgelesen werden, raten wir dazu, die Untertitel selbst zu erstellen und schon vor Upload dem Video hinzuzufügen.
Live Rooms für alle
Instagram ermutigt Creator*innen dazu, Live Rooms zu nutzen und dadurch die Barrierefreiheit ihrer Inhalte zu verbessern. Die Hosts des Livestreams können mit bis zu drei Personen online gehen. So lässt sich bei Pressekonferenzen oder ähnlichen Auftritten Gebärdensprache integrieren.
Weniger Emojis, mehr Klarheit
Emojis sind ein beliebtes visuelles Element auf Instagram. Für Screenreader sind sie jedoch problematisch, da sie häufig nicht richtig ausgelesen werden können. Das kann zu Missverständnissen und einer erschwerten Wahrnehmung führen.
Verwende Emojis daher sparsam und bedacht, um die Klarheit deiner Nachrichten zu erhöhen und sicherzustellen, dass sie für alle Nutzer*innen verständlich sind, einschließlich jener, die auf Screenreader angewiesen sind.
Hashtags lesbar schreiben
Auch komplexe Hashtags können für Sprachsoftware schwer zu lesen sein. Deshalb sollten sie klar und verständlich sein, insbesondere wenn sie aus mehreren Wörtern bestehen. Verwende Groß- und Kleinschreibung, um die Lesbarkeit zu verbessern, da Sprachsoftware die Wörter einzeln besser erkennt, auch wenn sie als Zeichenkette verwendet werden.
Zum Beispiel ist der Hashtag #NieWiederIstJetzt deutlich lesbar, im Gegensatz zu #niewiederistjetzt, der für Screenreader problematisch sein kann.
Barrierefreies Gendern
Verwende auf Instagram geschlechtergerechte Sprache. Wenn möglich sollte die Partizipalform (Mitarbeitende) genutzt werden, da hier die Problematik umgangen wird, dass Screenreader Satz- und Sonderzeichen wie den Unterstrich oder den Doppelpunkt unterschiedlich handhaben.
Wenn das nicht möglich ist, empfiehlt der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. die Verwendung des Sternchens. Hier realisieren Screenreader häufig eine Pause, die in der gesprochenen Sprache beim Gendern auch so intendiert ist.
Einfache Sprache in der Caption
Kurze Wörter, aktive Verben und klare Sätze machen deine Instagram-Beiträge für ein breiteres Publikum zugänglich. Vermeide Fachjargon und komplexe Satzstrukturen, um die Barrierefreiheit zu fördern und deine Botschaft klar und verständlich zu vermitteln.
Idealerweise enthält ein Satz eine Aussage. Das macht es nicht nur für sehbeeinträchtigte Menschen, die auf Screenreader angewiesen sind, sondern auch für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen einfacher, deinen Inhalten zu folgen.
Achte auf ausreichend Farbkontraste
Ja, auch Farben müssen barrierefrei sein. Dabei geht es um einen ausreichenden Kontrast zwischen Hintergrund und Vordergrund. Ist dieser zu niedrig, erschwert das die Lesbarkeit für alle Nutzer*innen und besonders für jene mit Sehbeeinträchtigungen.
Helle Farben sollten mit dunklen Farben kombiniert werden, um Texte und Grafiken deutlich erkennbar zu machen. Die WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) nennen zwei Level: AA und AAA. Ersteres sollte mindestens erfüllt sein. Es gibt kostenlose Tools wie bspw. den Colour Contrast Analyser, mit denen die Farbkonstraste leicht gecheckt werden können.
Fazit: Barrierefreie Inhalte erreichen mehr User*innen
Barrieren, ob in der analogen oder virtuellen Welt, müssen aktiv abgebaut werden. Auf unseren Social-Media-Accounts haben wir mehrere Optionen, an diesem Wandel aktiv mitzuwirken – und sollten das auch tun. Instagram arbeitet kontinuierlich daran, seine Plattform für alle zugänglicher zu machen.
Als Marketers und Creator*innen liegt es in unserer Verantwortung, Fortschritte und Möglichkeiten zu nutzen und sicherzustellen, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Einschränkungen, nahtlos an der digitalen Welt teilhaben können. Damit können nicht nur per so mehr User*innen, sondern – nicht zu vergessen – auch mehr potenzielle Kund*innen abgesprochen werden.
Quellen:
https://barrierefreies.design/blog/posts-und-stories-auf-instagram-barrierefrei-erstellen
https://about.instagram.com/de-de/blog/tips-and-tricks/advancing-accessibility-on-instagram
https://media-bubble.de/so-wird-dein-feed-inklusiv-barrierefreiheit-auf-instagram/
https://www.instagram.com/barrierefreiposten/
https://omr.com/de/reviews/contenthub/barrierefrei-posten
https://gehirngerecht.digital/barrierefreiheit-auf-social-media/
https://stockundstein.org/behinderung/barrierefreies-posten-auf-social-media/
https://eye-able.com/social-media-ganz-sozial-barrierefreiheit-auf-instagram-tiktok-und-co/
https://www.omt.de/social-media-marketing/barrierefreiheit-auf-social-media/